Tiefste Nacht

 

Kalter Wind weht durch ihr Kleid,
trägt sie von diesem Ufer weg.
Weit weg von all ihrem Leid,
weit weg in ein ruhiges Versteck.

Dort liegt sie, getragen von sanften Wogen,
treibt im warmen Wasser weit über dem Grund.
Sieht nichts, kein Ufer, keinen Boden,
nur einen wunderschönen Mond, gelb und rund.

Zurück oder nach vorne, nach hier oder nach dort,
wohin versucht der Mond sie zu leiten,
wo ist nur der richtige, sichere Ort,
wo wird sie nicht mehr erbarmungslos leiden.

Alles versinkt im plötzlichen, dichten Nebel,
verschluckt auch das Mond- und Sternenlicht.
Die Wellen versuchen sich zu erheben,
verhüllen ihr noch mehr die Sicht.

Sie sieht kein erreichbares Ufer mehr,
verliert ihre letzte Kraft, verliert den Verstand.
Ihr Atem geht nur noch schwer,
tief hinunter zieht sie ihr durchtränktes, schweres Gewand.

Noch einen letzten Blick zur Oberfläche,
ein leichter Schimmer des Mondes ist zu sehen.
Über ihre Lippen huscht ein sanftes Lächeln,
nun kann sie für immer ihren Qualen entgehen.

Eingebettet in Algen und Schlamm wird sie nun ruhen,
die Seerosen erblühn, werfen sanfte Schatten in den großen Teich.
Niemand wird versuchen sie hier zu suchen,
niemand entdeckt ihr stilles, friedliches Reich.

 

Blackrose

 

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