† Feen †
Eine dunkle Wand inmitten von Licht,
grünes Blattwerk versperrt mir die Sicht,
ein Baldachin aus Blättern und Ästen verdunkelt den Himmel.
Nur mühsam bahne ich mir den Weg
begleitet von einer Phalanx aus Bäumen und Gestrüpp.
Soldaten gleich, zur Abwehr bereit,
stumm, aber dennoch wachsam, lassen sie mich passieren.
Dämmerlicht hält mich gefangen,
umwoben von moosbewachsenen Stämmen,
umtanzt von geheimnisvollen Schattenspielern.
Vor mir ein Licht, eine Korona aus Sonnenstrahlen
durchflutet von Helligkeit, nur ein paar Atemzüge voraus.
Ich stehe am Rande der gleißenden Insel.
Mein Blick ruht auf dem Ort der Geheimnisse,
den Ort der Stille und des Friedens.
Kaum wahrnehmbar, winzige Wesen inmitten von Licht,
eingehüllt in einen Kokon von leuchtenden Kristallen.
Da sind sie.
Meine Augen, endlich der Dunkelheit entwöhnt,
mein Geist des Augenblickes gewahr,
erfassen diesen Moment des Zaubers,
erfassen diesen Hauch von Glück.
Sie spüren mich, zögern, halten kurz inne,
die Zeit bleibt stehen.
Ein dutzend kleiner Körper schwirrt auf mich zu,
umkreist meinen Körper, läßt mich atemlos werden.
Sie kennen mich nicht und wissen doch was ich bin,
und wissen doch was ich denke,
laden mich ein sie zu betrachten,
laden mich ein sie zu berühren.
Zerbrechlich wie Glas, doch lebhaft wie ein Quell,
ihre diamantenen Augen blicken mich an,
und lassen mich die Welt mit ihren Sinnen sehen.
Für Augenblicke erlebe ich die Freude
zu erahnen, dass wir alle Brüder sind,
zu erahnen das wir alle gleich sind,
wie es wäre ohne Elend, ohne Not,
ohne Kriege, ohne Tod.
Schwingungen von sphärischem Lachen lassen mich vibrieren,
sie nehmen mich in ihre Mitte
führen mich hinein in das Licht.
Körper-und schwerelos treibe ich davon
umhüllt von ihrem Atem, eingetaucht in Feenstaub.
Ein prismatisches Kaleidoskop von Farben,
geborene Welten, verglühende Sonnen
die Dehnung der Zeit,
von Anbeginn in einem Punkt vereint.
Ich öffne die Augen - ich bin allein
der Zauber ist verflogen, die Illusion vorbei.
War es ein Traum, der mich geblendet hat?
War es ein Riss in unserer Zeit, der mich erkennen ließ?
Ich möcht es nicht ergründen – ich möcht es nur bewahren.
Langeweile, 16.09.03